„[…] Jeder Mensch führt Selbstgespräche. Dieser Gewohnheit kann sich niemand entziehen. Wir können ebenso wenig damit aufhören, wie wir auf Essen oder Trinken verzichten können. Alles, was wir tun können, ist, die Art und die Ausrichtung unserer inneren Selbstgespräche bewusst zu lenken. Den meisten von uns ist aber die Tatsache nicht bewusst, dass unsere Selbstgespräche eine der Ursachen für unsere Lebensumstände sind.
Wir kennen das Sprichwort, ‚Wie ein Mensch in seinem Herzen denkt, so ist er auch.‘
Aber wissen wir auch, dass die Gedanken des Menschen den Wegen folgen, welche er durch seine eigenen Selbstgespräche gelegt hat? Um die Richtung unserer Gedanken neu zu bestimmen, damit sie wieder in die Richtung gelenkt werden, die der Mensch anstrebt, muss er seine bisherigen Selbstgespräche aufgeben. Paulus nannte dies im Brief an die Römer ‚den alten Menschen.‘
Wir müssen unsere bisherigen Selbstgespräche ablegen und uns geistig erneuern! Unsere Selbstgespräche sind ein Abbild unseres Bewusstseinszustandes. Wer seinen Bewusstseinszustand ändern will, muss daher auch das geistig Gesprochene ändern. Mit Gesprochenem sind unsere inneren Gespräche gemeint, die wir mit uns selbst führen. Unsere inneren Selbstgespräche.
Die Welt ist ein magischer Kreislauf von unendlich vielen möglichen geistigen Transformationen. Denn es gibt eine unendliche Anzahl möglicher innerer Selbstgespräche. Wenn der Mensch die schöpferische Kraft seiner inneren Selbstgespräche entdeckt, wird er auch seine Lebensaufgabe erkennen. Erst dann kann er entsprechend handeln. Ohne dieses Wissen handelt er unbewusst. Alles ist eine Spiegelung unserer Selbstgespräche, die dauerhaft in uns ablaufen, ohne dass wir uns ihrer vollkommen bewusst sind. Aber als zivilisierte Wesen müssen wir uns dieser inneren Abläufe bewusstwerden und absichtsvoll handeln.
Die inneren Selbstgespräche eines Menschen wirken in seinem Leben als Ursache. Solange sich seine Selbstgespräche nicht ändern, verändert sich die persönliche Geschichte des Menschen nicht. Der Versuch, die Außenwelt zu verändern, ohne zuvor den inneren Zustand, also auch die eigenen Selbstgespräche zu ändern, ist ein aussichtsloser Kampf gegen das Wesen der Dinge.
Der Mensch kann sich im Kreis drehen und von einer Enttäuschung zur nächsten rennen, ohne jemals zu erkennen, dass die Ursachen für seine Enttäuschungen seine eigenen negativen Selbstgespräche sind. Und NICHT, wie er vermutet, in der Außenwelt oder bei anderen Personen liegt. Wie innen, so außen!
Dies mag weit hergeholt erscheinen, aber diese Thematik eignet sich perfekt für Nachforschungen und Experimente. Die Formel, die der Chemiker anwendet, ist nicht besser beweisbar als die Formel der hier angesprochenen Wissenschaft. Wonach unsere inneren Worte, unsere Selbstgespräche, zu einer objektiven Realität führen.
Eines Tages erzählte mir ein Mädchen von ihren Schwierigkeiten mit ihrem Arbeitgeber. Sie war überzeugt, dass er sie zu Unrecht kritisierte und ihre besten Bemühungen missachtete. Als ich ihre Geschichte hörte, erklärte ich ihr Folgendes: Wenn sie der Meinung wäre, dass ihr Arbeitgeber sie ungerecht behandeln würde, sei das ein sicheres Zeichen dafür, dass sie sich ihrer Selbstgespräche nicht bewusst ist. Es gab keinen Zweifel daran, dass sie innerlich mit ihrem Arbeitgeber stritt. Denn andere Personen geben nur das Echo zurück, was wir ihnen insgeheim zuflüstern. Sie gestand, dass sie sich den ganzen Tag lang mit ihm innerlich stritt. Als ihr das klar wurde, willigte sie ein, ihre inneren Selbstgespräche mit ihrem Arbeitgeber umzuformen.
Sie stellte sich vor, dass er ihr zu ihrer guten Arbeit gratulierte und dass sie ihm ihrerseits für sein Lob und seine Freundlichkeit dankte. Zu ihrer großen Freude stellte sie bald fest, dass ihre eigene innere Haltung die Ursache für alles war. Das Verhalten ihres Arbeitgebers änderte sich und spiegelte zurück, was die inneren Selbstgespräche des Mädchens ausstrahlten.
Ich sehe nur selten einen einsamen Menschen, ohne mich zu fragen: Von welchen Selbstgesprächen kommt er nicht los? In welche sonderbare Richtung bewegen sich seine Gedanken wohl? Wir müssen beginnen, uns dem Leben bewusst zu stellen. Denn die Lösung aller Probleme liegt darin, dass der andere Mensch, der himmlische Herr, der in uns allen wohnt, versucht sich im menschlichen Körper sich seiner selbst bewusst zu werden, damit er auf diese Weise die Werke Gottes tun kann. Und was sind seine Werke? Um Gott gerecht zu werden, muss er Meister der geistigen Worte werden. Das heißt, er muss seine inneren Selbstgespräche meistern, damit seine Außenwelt dem Ebenbild des Reiches der Liebe gleichkommt. Der Prophet sagte: ‚Seid Nachahmer Gottes als seine geliebten Kinder.‘ Doch wie sollen wir Gott nachahmen? Nun, uns wird in den Römerbriefen gesagt, dass Gott die Dinge, die nicht gesehen werden, so benennt, als ob sie da wären und dadurch das Unsichtbare gesehen wird.
Auf diese Weise rief das Mädchen das Lob und die Freundlichkeit ihres Arbeitgebers herbei. Sie führte ein imaginatives geistiges Gespräch mit ihrem Arbeitgeber unter der Annahme, dass er ihre Arbeit anerkennen würde. Und genau das tat er dann auch.
Unsere inneren Selbstgespräche repräsentieren auf verschiedenste Weise die Welt, in der wir leben. Unsere individuellen Welten sind Selbstoffenbarungen unserer eigenen, inneren Selbstgespräche. Es steht geschrieben, ‚Ich sage euch, dass die Menschen von jedem ungerechten Worte, das sie reden, Rechenschaft ablegen werden. Denn nach ihren Worten werden sie gerichtet und nach ihren Worten werden sie verurteilt.‘
Wir geben uns den negativen inneren Selbstgesprächen hin, erwarten aber, dass uns das Leben Positives beschert. Unsere gegenwärtigen inneren Selbstgespräche gehen nicht in die Vergangenheit zurück, wie der Mensch irrtümlicherweise glaubt. Sie dringen in die Zukunft vor, um uns dort dann mit der Ernte der verschwendeten oder weise investierten Worte zu konfrontieren. Der Prophet Jesaja sagte: ‚So soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein. Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.‘
Wie würde ich nun mein Wort senden, um einem Freund zu helfen? Ich würde mir vorstellen, dass ich seine Stimme höre und, dass er physisch anwesend ist. Ich würde ihm meine Hand geben und dabei seine Hand spüren. Dann würde ich ihm zu seinem Glück gratulieren und ihm sagen, dass er noch nie so gut ausgesehen hat. Und er würde mir sagen, dass er sich noch nie besser gefühlt hat. Dass er nie glücklicher war. Ich würde ihm genauso zuhören, als ob er jetzt physisch bei mir wäre. Und ich würde wissen, dass in dieser liebevollen Anteilnahme, welche durch meine Gedanken und Gefühlen hergestellt wurde, mein Wort gesandt ist und es nicht leer zu mir zurückkehren wird, sondern es würde ihm das gelingen, wozu ich es sende.
‚Zur willkommenen Zeit habe ich dich erhört und am Tage des Heils habe ich dir geholfen.‘ Nur das, was wir jetzt tun, zählt, auch wenn die Auswirkungen sich zeitlich verzögern. Wir rufen das Gesagte herbei. Nicht lauthals, sondern durch eine innere, intensive Aufmerksamkeit. Aufmerksam innerlich zuzuhören, so als ob man es gerade gehört hätte, bedeutet, es zu erschaffen. Die Ereignisse und Beziehungen Ihres Lebens werden durch Ihre inneren Worte in der Außenwelt sichtbar gemacht. Die meisten von uns rauben ihren Mitmenschen die Bereitschaft und Fähigkeit, freundlich und großzügig zu sein, durch eine feste Haltung und vorgefertigte Meinung ihnen gegenüber.
Unsere innere Haltung zeigt sich in uns in Form von inneren Selbstgesprächen. Innere Selbstgespräche aus der Grundlage des erfüllten Wunsches heraus zu führen, ist der Weg zur bewussten Schaffung von gewünschten Lebensumständen. Unsere inneren Selbstgespräche werden ständig in Ereignissen in der Außenwelt dargestellt. Deshalb müssen wir das, was wir sehen und hören wollen, zuvor im Inneren sehen und hören. Denn die ganze manifestierte Außenwelt zeigt uns, welchen Gebrauch wir vom inneren Wort machen.
Wenn Sie sich in der Kunst des bewusst gesteuerten inneren Gesprächs üben, werden auch Sie wissen, wie aufregend es ist, wie Johannes sagen zu können: ‚Jetzt sage ich es euch, ehe denn es geschieht, auf dass, wenn es geschehen ist, ihr glaubt, dass ich es bin.‘ Sie werden in der Lage sein, Ihre Vorstellungskraft bewusst einzusetzen, um die immensen schöpferischen Energien Ihrer inneren Selbstgespräche zu kanalisieren, um sie von der mentalen, emotionalen Ebene auf die physische Ebene umzuwandeln. Und ich kann nicht sagen, ob für diesen genannten Prozess Grenzen existieren.
Was ist Ihr Ziel? Stimmen Ihre inneren Selbstgespräche mit Ihrem Ziel überein?
Wenn Sie Ihr Ziel verwirklichen wollen, dann ist das die Voraussetzung! Ihre inneren Selbstgespräche müssen Ihrem Ziel entsprechen. Denn der Prophet Amos fragte nicht ohne Grund: ‚Gehen zwei den gleichen Weg, ohne dass sie sich einig sind?‘
Die Antwort lautet natürlich: Nein, gehen sie nicht! Die beiden müssen sich einig sein. Diese beiden sind Ihr inneres Selbstgespräch und der angestrebte, gewünschte Zustand. Das heißt, was Sie in der Außenwelt sehen, hören und erleben wollen, müssen Sie zuvor im Inneren sehen, hören und erleben.
Jede Stufe des menschlichen Fortschritts wurde durch das bewusste Einsetzen seiner Vorstellungskraft erreicht, indem er seine inneren Selbstgespräche mit seinem Wunschbild in Einklang gebracht hat. Wenn wir unsere inneren Selbstgespräche bewusst steuern, dass sie mit unseren erfüllten Wünschen in Einklang sind, können wir alle anderen Geschehnisse im Außen getrost beiseitelegen. Dann handeln wir aufgrund einer klaren Vorstellung und einer eindeutigen Absicht. Wir stellen uns den erfüllten Wunsch als gegeben vor und führen dahingehend diszipliniert unsere inneren Gespräche. Die richtigen inneren Gespräche sind die, welche Sie führen würden, wenn Sie Ihr Ideal, Ihren Wunsch schon erreicht hätten. Mit anderen Worten, es sind die inneren Gespräche aus dem Zustand des erfüllten Wunsches heraus.
Jetzt werden Sie verstehen, welche Weisheit sich hinter den Worten verbirgt, welche wir im Corpus Hermeticum finden können: ‚Es gibt zwei Gaben, die Gott dem Menschen allein und keinem anderen sterblichen Geschöpf geschenkt hat. Die Gaben des Bewusstseins und der Worte. Und diese Gaben entsprechen der Unsterblichkeit. Wenn ein Mensch diese beiden Gaben richtig einsetzt, unterscheidet er sich nicht mehr von den Unsterblichen. Denn wenn er seinen Körper verlässt, werden Bewusstsein und Worte seine Führer sein. Durch sie wird er zur Einheit der Götter und der Seelen geleitet, die diese Glückseligkeit erlangt haben.‘
Mit der Gabe des Bewusstseins und der Worte erschaffen Sie die Bedingungen und Umstände des Lebens. ‚Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.‘ Das Wort, sagte Hermes Trismegistos, ist der Sohn und das Bewusstsein ist der Vater des Wortes. Sie sind nicht voneinander getrennt, denn das Leben ist eine Einheit von Wort und Bewusstsein. Sie und Ihr inneres Gespräch, das Wort, sind eins. Wenn Ihr Bewusstsein eins ist mit Ihren inneren Gesprächen, dann bedeutet eine Bewusstseinsveränderung eine Veränderung des Gesprochenen.
Es war ein Geistesblitz, eine tiefe Erkenntnis, die Paulus schreiben ließ: ‚Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet. Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an.‘ Das bedeutet nichts anderes als seine inneren Selbstgespräche zu ändern, denn Worte und Bewusstsein sind eins. Wer seine Worte ändert, ändert sein Bewusstsein.